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Im Notfall setzt sie Prioritäten

Sie wägt gekonnt ab, welche Hilfe im Notfall am Dringendsten ist: Die 26-jährige Pflegefachfrau Mirja Zanella lernt im Nachdiplomstudium NDS HF Notfallpflege, Zusammenhänge rasch zu erkennen und kompetent zu handeln.

Mirja Zanella trifft auf dem Notfall am Spital Thun ein und zieht ihre Berufskleidung an. Es ist 14.45 Uhr. Die Schicht beginnt. Sie grüsst ihre Kolleginnen und Kollegen – man trifft sich zum Rapport. Im Gespräch geht es heute um die Übergabe von drei Patientinnen und Patienten. Eine Pflegefachperson erläutert, welche Untersuchungen im Einzelfall bereits gemacht wurden und welche noch anstehen. Auch die Medikation wird besprochen. Das Team sitzt vor den Bildschirmen, auf denen die Patientenberichte ersichtlich sind. Mirja Zanella nimmt alles aufmerksam wahr und macht sich Notizen. Ein Patient leidet offenbar an starken Bauchschmerzen. Eine Patientin hat einseitige Bewegungsstörungen, und eine andere zeigt Symptome von Scharlach. Immer wieder klingelt das Telefon. Es sind Ärzte, welche die Pflege konsultieren, oder Mitarbeitende von anderen Stationen, die wissen wollen, wann der Patient verlegt werden kann. «Auf dem Notfall läuft immer unglaublich viel. Man weiss nie, wie sich der Tag entwickelt», sagt Mirja Zanella. Dieses Tempo entspricht der 26-Jährigen. Und in ihrer Arbeit sieht sie einen grossen Wert: «Ich vermittle den Patientinnen und Patienten Sicherheit und kann wichtige Entscheide mittragen.»  

Routiniert und sicher

Mirja Zanella betritt einen kleinen Raum, der nur durch einen Vorhang vom restlichen Zimmer abgegrenzt ist. Eine ältere Frau mit weissem Haar wartet auf dem Bett. Mirja Zanella geht auf die Patientin zu, grüsst sie freundlich und hilft ihr aus den Kleidern. Dann erklärt die Pflegefachfrau: «Ich gebe Ihnen ein Medikament gegen die Schmerzen. Anschliessend wäre ich froh um eine Urinprobe.» Nachdem die Tablette verabreicht ist, nimmt die Patientin den Urinbecher entgegen. Als die Frau von der Toilette zurückkommt, bittet Mirja Zanella sie, wieder am Bettrand Platz zu nehmen. «Ich werde Ihnen den Blutdruck und die Sauerstoffsättigung messen», sagt die Pflegefachfrau – und trifft die nötigen Vorkehrungen. Sie wirkt routiniert und übt ihre Handgriffe sicher aus. «Die Sauerstoffsättigung ist etwas tief», kommentiert Mirja Zanella. «Ich gebe Ihnen Sauerstoff.» Als sie ihre Handlungen abgeschlossen hat, verabschiedet sie sich und macht sich auf den Weg zum nächsten Patienten.

Zusammenhänge verstehen

Mirja Zanella arbeitet seit eineinhalb Jahren auf der Notfallstation. Hier ist breites Fachwissen von Vorteil. Häufig muss alles schnell gehen und kompetentes Handeln ist erforderlich, bevor eine gesicherte Diagnose vorliegt. Die Pflegefachfrau ist in der Lage, wichtige Zusammenhänge zu erkennen. Das nötige Fachwissen dazu holt sie sich im Nachdiplomstudium NDS HF Notfallpflege, das sie im Mai 2014 am BZ Pflege begonnen hat. «Früher habe ich bloss gesehen, dass ein EKG nicht normal ist», erklärt die Studierende. Inzwischen habe sie gelernt, die Untersuchung richtig zu interpretieren. Im Nachdiplomstudium erweitert sie laufend ihre Kompetenzen und vertieft ihre Kenntnisse. «Ich kann jetzt im Berufsalltag besser mitdenken und Sachverhalte erklären», sagt Mirja Zanella. Ihre Fähigkeiten baut die Pflegefachfrau kontinuierlich aus. Und einer Sache ist sich ganz sicher: «Auf dem Notfall bin ich am richtigen Ort.»  

Ruhe bewahren

Als sie beim nächsten Patienten angekommen ist, klingelt ihr Telefon. Mirja Zanella nimmt ab und hört zu. Dann verändert sich ihr Gesichtsausdruck abrupt: Offenbar geht es nicht um einen Patienten, sondern um die Pflegefachfrau selbst. Sie verlässt das Zimmer, um das Gespräch zu Ende zu führen. Dann kehrt sie zum Patienten zurück und versorgt ihn gekonnt. Von Aufwühlung ist ihr nichts anzumerken. «Eine unangenehme Sache», wird sie später erklären. «Ich habe mich vor einiger Zeit an einer Spritze gestochen, die nicht ordnungsgemäss entsorgt worden war.» Nun fragt sie sich, ob der Impfschutz ausreicht. «Im schlimmsten Fall», so Mirja Zanella, «muss ich Medikamente einnehmen». Trotz dieses Zwischenfalls bewahrt die Pflegefachfrau Ruhe. Dass sie dies kann, hat sie schon früher bewiesen: Vor einigen Jahren reiste sie nach Indien und arbeitete dort vier Monate lang auf einer Leprastation. Diese Erfahrung scheint die junge Frau geprägt zu haben: «Ich bin durch diesen Einsatz belastbarer geworden», erklärt sie.  

Selbstvertrauen gewinnen

Die Weiterbildung am BZ Pflege vermittelt ihr nicht nur spannende Inhalte, sondern auch die Möglichkeit zu Praktika. Darauf freut sich Mirja Zanella ganz besonders: «Es ist eine grossartige Chance, andere Bereiche kennenzulernen», findet sie. Zumal man auf dem Notfall mit allen Spezialgebieten konfrontiert sei. Inzwischen hat sie die ersten Prüfungen bestanden und damit verbunden ihre anfängliche Nervosität abgelegt. Mirja Zanella ist selbstbewusster geworden – ihre Rolle als Studierende macht ihr zunehmend Spass: «Ich setze mir monatlich Lernziele, damit ich den Gesamtstoff gut bewältigen kann.»

Auf dem Notfall am Spital Thun ist gerade ein neuer Patient eingetroffen. Mirja Zanella begleitet ihn ins Zimmer. Es ist die vierte Person, die sie an diesem Tag zu versorgen hat. «Früher hätte mich eine solche Situation gestresst», bemerkt sie. Dank dem neu erworbenen Wissen aus dem NDS und der zunehmenden Erfahrung kann die Pflegefachfrau heute die Prioritäten richtig setzen. Sie wägt gekonnt und schnell ab, welche Hilfe am Dringendsten ist. Im Notfall ist dieses Wissen entscheidend. 

 Impressionen

 

 

Steckbrief

Name

Mirja Zanella

Jahrgang

1989

Zu Hause im Kanton

Bern

Ausbildung

dipl. Pflegefachfrau HF / NDS HF Notfallpflege (seit 2014)

Wichtige Erfahrung

Arbeit im Lepraspital in Indien

Spiritualität

Der Glaube ist Mirjas Fundament

Stärke

In schwierigen Situationen die Ruhe bewahren

Schätzt am NDS

Die gewonnene Sicherheit im Umgang mit den Patientinnen und Patienten


Mirjas Schlüsselperson


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